An der Elbe
Orte zum Träumen
Als ich vor einigen Jahren endlich damit begann, die Elbe bei schönstem Wetter (ja, in Hamburg scheint tatsächlich gar nicht so selten die Sonne) zu Fuß zu erkunden und die 11 Kilometer zwischen Övelgönne und Wittenbergen auszukundschaften, ging mir schier das Herz über angesichts all der Schönheit, die sich mir dort enthüllte. Und selbst eingeborene Hamburger sind meist verblüfft, wie sehr die Elbe ihr Gesicht im Wechselspiel von Ebbe und Flut ändert und was dadurch zu tage kommt.
Der oft doch etwas bequeme Durchschnittshamburger schafft es ja meist nur zum Strandabschnitt zwischen Museumshafen Övelgönne und der legendären Strandperle. Entsprechend überfüllt ist der Strand dort in den Sommermonaten auch regelmäßig - und man lässt sich genüsslich in der Sonne braten.
Wer etwas besser zu Fuß ist, schafft es immerhin noch bis zum Alten Schweden, jenem riesigen Findling, der 1999 im Flussbett gefunden und an den Strand verbracht wurde. Hier ist die Stimmung in lauen Sommernächten einmalig schön - mit Lagerfeuern, Musik und Nacktbaden. Denn in der Elbe kann man inzwischen (mit entsprechender Vorsicht) tatsächlich ganz wunderbar baden.
Aber die wahren Schätze des Elbstrandes offenbaren sich nur jenen, die sich weiter Richtung Mündung wagen. Denn viele Ahnen nicht einmal, dass sich, etwas westlich des wunderschönen Süllbergs, bei Ebbe das faszinierende hölzerne Wrack eines Viermast-Gaffelschoners aus dem Elbwatt erhebt.
Alle Fotos wurden von mir gemacht und so wenig wie möglich bearbeitet. Mein Anspruch und Wunsch ist, die Elbe anderen so zu zeigen, wie ich sie mit meinen Augen sehe.
Das Wrack der Polstjernan
Bei Ebbe sieht man lediglich ein paar Holznubbel aus dem Wasser ragen und ahnt nicht, was da im Elbsand liegt. Bei Ebbe jedoch kann man fast trockenen Fußes das Wrack des vor über 100 Jahren in Finnland vom Stapel gelaufenen Viermast-Gaffelschoners "Polstjernan" erkunden - ein wirklich faszinierendes Abenteuer. Polstjernan ist das finnische Wort für den Polarstern.
Die 67 Meter lange Polstjernan war mit einer Ladung Holz im Nord-Ostsee-Kanal unterwegs, als am 20. Oktober 1926 die Maschine explodierte und ein Feuer das stolze Schiff zerstörte. Das Wrack wurde vor den Strand des Falkensteiner Ufers geschleppt und ausgeschlachtet.
Der hölzerne Rumpf und viele Metallteile (teils auch zum Beschweren abgelagerter U-Boot-Schrott) verblieben dort und dienen heute als Wellenbrecher - ein einmaliger Anblick. Wer das Wrack in ganzer Pracht erkunden und bewundern möchte, sollte unbedingt den Tidenkalender studieren, um pünktlich zum Tiefststand des Wassers vor Ort zu sein.
Für Quiddjes: Viele Gäste aus anderen Städten können nicht glauben, dass es an der Elbe bei Hamburg wirklich Ebbe und Flut gibt. Wir schmunzeln dann still vor uns hin, wenn bei gutem Wetter und Ebbe nahe dem Wasser der Grill aufgebaut wird und setzen auf den praktischen Lerneffekt. Der Tidenhub liegt in Hamburg normalerweise bei 3,66 Metern. Es dauert 6 Stunden, bis die Elbe ihren Höchststand erreicht hat.
Der Weg dorthin und Gastronomisches
Erreichen kann man die Polstjernan am besten von Blankenese aus. Der Bus 488 bringt einen dann schnell zur Station Falkentaler Weg. Ich empfehle allerdings, von Blankenese aus über die Strandtreppe zu Fuß zum Wrack zu gehen, denn der Weg durch das Treppenviertel des Süllbergs ist wunderschön und der Spaziergang am Stand ebenso. Und da der feine weiße Sandstrand dort ein Traum ist und sogar ein paar Bäume Schatten spenden, kann man sich auch herrlich vom Fußmarsch erholen.
Gastro-Tipp: Gar nicht weit vom Wrack entfernt findet man die legendäre Kajüte S.B.12. mit den wohl leckersten Matjes-Brötchen an der Elbe. Dazu ein großes frisch gezapftes Jever und die Seele kann maritim baumeln. Aber auch exklusivere Genüsse kann man sich hier gönnen, denn die Kajüte ist mit ihrem supernetten Team das Gegenteil, einer Touri-Falle!